Dienstag, 7. Mai 2013

Entlang der Westküste


Tag 15
Die Zeit ist ran, das Faulenzen hat ein Ende. Heute ist unser letzter Tag in San Francisco. Morgen wenden wir Kalifornien den Rücken zu, um mit dem Nachtbus wieder nach Oregon und von dort direkt nach Washington zu reisen. In Seattle nächtigen wir dann noch einmal, um frisch gestärkt die Grenzfahrt nach Vancouver anzutreten. Kanada wir kommen!! (zum zweiten mal)

Aber jetzt einmal zum Anfang unserer Reise:
Am 22. April betraten wir US–amerikanischen Boden. Mit großer Freude, doch endlich unseren Roadtrip per Bus fort zu führen.
Die ersten 4 Nächte verbrachten wir in Seattle. Eine nicht gerade umwerfende Stadt, die dennoch genug Charme besitzt, um die vorhandene Zeit tot zu schlagen.  Space Needle, Public Market, Miners Landing... die typischen Touristenattraktionen haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Am Nachmittag suchten wir uns meistens ein sonniges Plätzchen an der Waterfront, welches wir meistens mit bettelnden Pennern teilen mussten. Die wussten eben auch wie es sich am gemütlichsten Leben lässt.
Von Seattle ging es nach Hollywood. Der Hollywood District von Portland war für die nächsten zwei Tage unser zu Hause auf Zeit. Ein gemütlicher Stadtteil mit kleinen Bars und Restaurants etwas außerhalb des Zentrums.
Bevor wir es jedoch nach San Francisco geschafft hatten, legten wir noch einen kurzen Stopp in Sacramento ein. Die Hauptstadt des Bundesstaates Kalifornien schmückt sich mit ganz vielen Orangenbäumen und Palmen ringsum des Capitols. Hinter „Old Town Sacramento“ verbirgt sich eine kleine Westernstadt. Verwinkelte Läden und lokale Spezialitäten machten uns den kurzen Aufenthalt hier schmackhaft.  
Die letzten sieben Tage verbrachten nun wir in San Francisco.
Golden Gate Bridge, Alcatraz, Fisherman´s Wharf, Golden Gate Park, Haight Ashbury, Chinatown, Lombard Street, Cable Car fahren, ewige Fußmärsche, Block für Block, Straße berghoch und hinab, Aussichtspunkte, Ecken mit mysteriösen Gestalten, runter gekommene Absteigen, schnarchende Zimmergenossen, quietschende Betten, luxuriöse Sechs-Mann-Schlafsäle, vielfältiges Frühstück, einseitige Ernährung, von allem war etwas dabei und gesehen haben wir umso mehr. Touristenziele kreuzten sich mit dem „normalen“ Stadtleben und dem begrenzten Taschengeld unserseits.  


Seattle 





Portland

Sacramento


 San Francisco




Dienstag, 23. April 2013

Wir-erobern-den-Rest-der-Insel-Tour



Nach dem wir uns letzte Woche von der Farm verabschiedet hatten und auf große Wir-erobern-den-Rest-der-Insel-Tour gegangen waren, sollte unserer anfänglicher Enthusiasmus langsam aber mit direkter Wirkung getrübt werden. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und der Freude, dass wir doch endlich von der Farm weg kommen und das ich doch endlich wieder Auto fahren darf ging es auf den Highway 1 Richtung Norden.

Wir wollten die schon längst erforschten Landschaften Kanadas für uns entdecken in der Hoffnung das wir vielleicht in irgendeinem Nationalpark die 1 627 839 Besucher sind, die Leute Konfetti auf uns werfen und wir einen fetten Kuchen serviert bekommen.
Leider meinte es die kanadische Bevölkerung nicht all zu gut mit uns und wir mussten uns mit erhöhten Parkpreisen, tiefen Schlaglöchern auf stark befahrenen Schotterwegen und einer neuen Definition von Hostel zufrieden geben.


Unser Mut sollte deswegen nicht unbelohnt bleiben und wir ernteten schönstes Sommerwetter an der Küste von Tofino, wo wir auch gleich Hals über Kopf eine Surfstunde buchen mussten, um uns selbst zu beweisen, dass wir hier doch etwas „abgefahrenes“ erleben.
Michael entschied sich nach 10 Minuten im Wasser gegen den Surfunterricht und führte sich eine Dislokation seiner Schulter hinzu. Da er mir den Spaß nicht alleine gönnen und mir dafür etwas neues bieten wollte, entschieden wir uns für das ortsansäßige Krankenhaus. Die Anmeldedame war mehr als abgespaced und hatte dazu noch eine passende silberne Raumfahrhandtasche, auf die ich mehr als neidisch war. Der Oberarzt glänzte mit einem schicken aber dennoch legeren Outfit und einem charmanten Lächeln – er entschädigte die Entreißung von meinem gutaussehenden Surflehrer.  
Zurück zu unserer Dislokation: Michael durfte sich natürlich mit einer guten Zufuhr von Drogen den Aufenthalt versüßen, währenddessen ich außerhalb des Raumes stand, den Arzt durch das Fenster anhimmelte und auf baldige Einrenkung der Situation wartete.
Für anderthalb Stunden Aufenthalt im Exklusiven „Trauma Room“ des Krankenhauses und Behandlung vom Chefarzt höchstpersönlich bezahlten wir schlappe 850 $. Röntgen wird natürlich extra in Rechnung gestellt, bei dem Preis kann man das nicht erwarten.
Da Michael nun zu den Schwerbehinderten zählt und seine Bewegungsfreiheit für die nächsten 3 Wochen eingeschränkt ist, waren wir nicht sicher ob wir gleich den Flug zurück nach Hause buchen oder ob wir doch nochmal auf die Farm zurück sollten. Schließlich hätten wir Mitleidsbonus und für unsere getane Arbeit auf diesem Hof sollten ein paar Tage Krankenurlaub wohl machbar sein.



Wir entschieden uns für letzteres und machten uns zurück auf den Weg nach Metchosin.
Etwas hatten wir es schon vermisst, nicht die undankbaren Menschen, sondern die Tiere die das Leben auf dem Hof mit ihren Gackern und Miauen und Bellen und Meckern und Schnattern immer ein Stück freundlicher gemacht haben. Dafür waren wir umso dankbarer das wir für einige Tage unter kamen.

Lange wollten wir die begrenzte Gastfreundlichkeit aber nicht ausnutzen und wir entschieden uns Kanada den Finger zu zeigen und uns Richtung Süden abzusetzen. Auch wenn wir früher oder später zurück müssen lassen wir uns bis dahin im Westen der USA die Sonne auf den Po scheinen.



Mittwoch, 3. April 2013

Selbsttherapie die IV.


Unser Tag beginnt 7.30 Uhr. Als erstes kümmern wir uns um die gut gepflegten Freilandhühner. Futter und Wasser nachfüllen sowie Eier  einsammeln. Darauf folgen die Zuchtenten und großzügig gehaltenen Ziegen.
Nach einem sehr umfangreichen und ausgedehnten Frühstück widmen wir uns nach 9 Uhr unserer Arbeit im Garten. Die sauber angelegten Beete müssen äußerst rein gehalten werden. Deshalb gehört es zu unserer täglichen Arbeit die Erde vom Fremdwuchs zu befreien und die schon herangewachsenen Pflanzen mit Dünger und natürlichen Algenmineralien zu schützen. Eine weitere große Aufgabe war es die Wege zwischen den Beeten erneut von Fremdwuchs zu befreien und mit Rindenmulch auszufüllen. Des weiteren mussten einige Beetumrandungen ausgebessert werden, damit wir die automatische Selberwasserungsanlage anschließen können. Leider liegt diese nicht überall an, somit müssen wir in den gutorganisierten Gewächshäusern, in denen wir übrigens selbstgefertigte Holztische aufbauten, um mehr Keimlinge heran zu ziehen, noch per Hand die Wässerung übernehmen.  Auch die Grünanlagen ringsum der Felder sollten stets in Ordnung gehalten werden. Ab und zu dürfen wir auch einige der hochwertigen Pflanzen umtopfen oder von dem einem Platz an einen besser Platz übersiedeln.
Fiona – die Hausherrin steht uns immer Tatkräftig zur Seite und passt auf das wir nicht vom Stängel fallen.
Besondern zum Mittagessen achten wir auf gesunde Kost. Reichhaltig und ausgewogen mit Zutaten aus dem Garten und von benachbarten Farmen. Stets darauf bedacht nur „local food“ zu essen, rückt die Einkaufshalle in den Hintergrund.
Gegen späten Nachmittag oder selten auch Abends legen wir unsere Arbeit, glücklich und mit einen guten Gewissen was wir geschafft haben, nieder.

links: Blick auf unsere äußerst anspruchsvoll gebauten Holztische
rechts: unser luxuriöser Camper; beste Ausstattung von Klimaanlage bis hightech TV-Anlage


Das ist nur ein kleiner Einblick in unsere tägliche Therapie. Wie ihr seht werden wir bestens umsorgt. Vor allem bei der Arbeit haben wir die Gelegenheit uns selbst besser kennen zu lernen und neue Seiten an uns zu entdecken. Ich bin sehr dankbar eine so offenbarende Zeit hier verbringen zu dürfen.

„Ironie ist das Körnchen Salz, das das Aufgetischte überhaupt erst genießbar macht.“ 
 - Johann Wolfgang von Goethe


Wir genießen unsere freie Zeit in vollsten Zügen - mit dem Gesicht immer der Sonne entgegen. ;)

Samstag, 16. März 2013

Expedition Farm

Erforschen von unerschlossenen Gebieten beschreibt unsere erste Woche auf der Farm sehr gut.
So viele neue Eindrücke und Erfahrungen lassen sich schwer in Worte fassen - meine Gefühle reichen von "Ich werde Farmer" bis hin zu "Mutti! Ich will nach Hause!"

Zurück zum Anfang: Bei strömenden Regen machten wir uns Dienstag Mittag auf dem Weg zur Farm. Die Stimmung war schon fast am Boden, keiner wusste so richtig, wann, wie, wo umsteigen und als wir dann endlich im richtigen Bus saßen und ich den Fahrer bat uns bitte an der Haltestelle raus zulassen, die uns Google Maps nettenswerter Weise ausgespuckt hatte, fühlte ich mich ein Stück entspannter. (zum Verständnis: in kanadischen Bussen gibt es keine Haltestellenanzeige, geschweige denn das der Fahrer die Station ansagt und wenn, dann so schnell das ich kein Wort verstand). 
Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, dass mein lieber Bruder mir die falsche Adresse gegeben hatte - so sind wir voller Elan ausgestiegen und los marschiert. Es ging Straße hoch, Straße runter und nichts davon kam mir bekannt vor, weit und breit keine Farm oder ähnliches. Der Straßenname stimmte mit dem auf dem Zettel, welchen mir mein Bruder gegeben hatte überein - nur waren wir bei 3782 und auf meinem Stück Papier stand 562. 
Nachdem selbst ein eingefleischter Kanadier uns nicht helfen konnte und wir schon über eine halbe Stunde die Straße entlang gewatschelt waren, mit den riesigen Rucksäcken auf dem Rücken und ich mich selbst verfluchte, warum ich auch so viel mitnehmen musste, sah ich nur noch einen Ausweg – Stanley anrufen! Er bestätigte mir, zu meiner Erleichterung das wir in die richtige Richtung gelaufen waren. Ich war überglücklich als ich die ersten Häuser wieder erkannte und wir endlich unser Ziel erreichten - die Metchosin Farm von Fiona.

Die Woche über ließ uns der Regen nie im trockenen stehen und beglückte uns immer wieder bei Arbeit im Garten. Nachdem ich aber am zweiten Tag Besuch von einer Spinne in meiner Arbeitshosehosentasche bekam und ich sie natürlich direkt mit meinen Fingern berührte (jeder der mich kennt, weiß das ich Spinnen über alles hasse und die überall Leben können, nur in meiner Nähe nicht) war der Tag für mich gelaufen und jegliche Gartenarbeit war mir ein Groll. Dafür saß ich an einem anderen Tag nach Arbeit an dem Esstisch, schaute aus den großen Fenstern auf die Farm, der Hund lag an meinen Füßen und die zwei Katzen jagten sich durch die Wohnung und ich war einfach nur zufrieden. Es war ein schönes Gefühl zu wissen was man getan hat und das Resultat daraus zu sehen.
Da muss ich gerade an eine vergangene Nachricht von Isa denken:  "Du in Jeans, feinripp Shirt, Cowboyhut und Strohhalm im Mund. Ein Bild für die Götter aber wahrscheinlich ein echt heißes! ;D "   


Es ist Samstagabend und heute war unser erster freier Tag. Wir waren in Langford (eine halbe Stunde per Bus von Metchosin entfernt) – da der Regen uns auch heute nicht im Stich lassen wollte, hatten wir uns in eine Mall verkrümelt und es gab endlich mal wieder Fleisch und eine erste Zigarette nach drei Tagen Abstinenz. Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen hatten vertrieben wir uns die Zeit im Superstore. Wie der Name es schon sagt, ein riesiger Einkaufsladen wo ich Stunden drin verbringen könnte und einfach nur gucken, Preise vergleichen und staunen.
Der Bus lieferte uns dann pünktlich 16.00 Uhr in Metchosin ab, wo es Zeit für ein Nachmittagscocktail/ –bier im dorfeigenen Cafe war. 

Wir wohnen hier in einem alten Wohnmobil - Tisch, Bett, Schrank und ein kleiner Ölradiator der nicht unbedingt viel wärme erzeugt. Allgemein gefällt es mir ganz gut und ich bin gespannt was uns die nächsten Wochen erwartet. 


 Ahoi ihr Lieben!


Als Anmerkung: Ich habe die Kommentarrechte umgestellt und würde mich über kleine Hinterlassenschaften von euch freuen.  :)
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