Nach dem wir uns letzte Woche von der Farm verabschiedet hatten
und auf große Wir-erobern-den-Rest-der-Insel-Tour gegangen waren, sollte unserer
anfänglicher Enthusiasmus langsam aber mit direkter Wirkung getrübt werden. Mit
einem breiten Grinsen im Gesicht und der Freude, dass wir doch endlich von der
Farm weg kommen und das ich doch endlich wieder Auto fahren darf ging es auf den
Highway 1 Richtung Norden.
Wir wollten die schon längst erforschten Landschaften
Kanadas für uns entdecken in der Hoffnung das wir vielleicht in irgendeinem
Nationalpark die 1 627 839 Besucher sind, die Leute Konfetti auf uns werfen und
wir einen fetten Kuchen serviert bekommen.
Leider meinte es die kanadische Bevölkerung nicht all zu gut
mit uns und wir mussten uns mit erhöhten Parkpreisen, tiefen Schlaglöchern auf
stark befahrenen Schotterwegen und einer neuen Definition von Hostel zufrieden
geben.
Unser Mut sollte deswegen nicht unbelohnt bleiben und wir
ernteten schönstes Sommerwetter an der Küste von Tofino, wo wir auch gleich
Hals über Kopf eine Surfstunde buchen mussten, um uns selbst zu beweisen, dass
wir hier doch etwas „abgefahrenes“ erleben.
Michael entschied sich nach 10 Minuten im Wasser gegen den
Surfunterricht und führte sich eine Dislokation seiner Schulter hinzu. Da er
mir den Spaß nicht alleine gönnen und mir dafür etwas neues bieten wollte,
entschieden wir uns für das ortsansäßige Krankenhaus. Die Anmeldedame war mehr
als abgespaced und hatte dazu noch eine passende silberne Raumfahrhandtasche,
auf die ich mehr als neidisch war. Der Oberarzt glänzte mit einem schicken aber
dennoch legeren Outfit und einem charmanten Lächeln – er entschädigte die
Entreißung von meinem gutaussehenden Surflehrer.
Zurück zu unserer Dislokation: Michael durfte sich natürlich
mit einer guten Zufuhr von Drogen den Aufenthalt versüßen, währenddessen ich
außerhalb des Raumes stand, den Arzt durch das Fenster anhimmelte und auf
baldige Einrenkung der Situation wartete.
Für anderthalb Stunden Aufenthalt im Exklusiven „Trauma Room“
des Krankenhauses und Behandlung vom Chefarzt höchstpersönlich bezahlten wir
schlappe 850 $. Röntgen wird natürlich extra in Rechnung gestellt, bei dem Preis
kann man das nicht erwarten.
Da Michael nun zu den Schwerbehinderten zählt und seine
Bewegungsfreiheit für die nächsten 3 Wochen eingeschränkt ist, waren wir nicht
sicher ob wir gleich den Flug zurück nach Hause buchen oder ob wir doch nochmal
auf die Farm zurück sollten. Schließlich hätten wir Mitleidsbonus und für
unsere getane Arbeit auf diesem Hof sollten ein paar Tage Krankenurlaub wohl
machbar sein.
Wir entschieden uns für letzteres und machten uns zurück auf
den Weg nach Metchosin.
Etwas hatten wir es schon vermisst, nicht die undankbaren
Menschen, sondern die Tiere die das Leben auf dem Hof mit ihren Gackern und
Miauen und Bellen und Meckern und Schnattern immer ein Stück freundlicher
gemacht haben. Dafür waren wir umso dankbarer das wir für einige Tage unter
kamen.
Lange wollten wir die begrenzte Gastfreundlichkeit aber
nicht ausnutzen und wir entschieden uns Kanada den Finger zu zeigen und uns
Richtung Süden abzusetzen. Auch wenn wir früher oder später zurück müssen
lassen wir uns bis dahin im Westen der USA die Sonne auf den Po scheinen.
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